Unmoegliche Liebe 2020

Im mittelalterlichen Minnesang inszeniert ein meist männliches lyrisches Ich auf höchst artifizielle Weise seine Zuneigung, Verehrung und sein Begehren einer Dame gegenüber. Die Dame wird jedoch oft als unerreichbar und „ungeheuer oben“ dargestellt (Fuchs-Jolie 2007*), was die Liebe ganz in die Unmöglichkeit entrückt und sie alleine in der literarischen Fiktion bestehen lässt.

Beinahe genauso unmöglich erscheint es Germanist*innen zuweilen, eine treffende Übersetzung für bestimmte mittelhochdeutsche Begriffe zu finden, die die Lieder bestimmen und die Selbstreflexionen des liebenden Ichs verbalisieren. Dies liegt daran, dass auch die Liebe, die Sexualität und die Körper eine Geschichte haben, also kulturelle und sprachlich kodierte Konstrukte sind.

Das Projektseminar des SoSe 2020 der Goethe-Universität Frankfurt a. M., geleitet von Sandra Hofert und Stephanie Mühlenfeld, zielte darauf ab, für diese Übersetzungsproblematik zu sensibilisieren und lud dazu ein, sich kreativ mit Minneliedern und mittelalterlichen Novellen sowie deren Übertragungen ins Neuhochdeutsche auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse dieser kreativen Auseinandersetzungen finden Sie hier!

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* Fuchs-Jolie, Stephan: „ungeheuer oben“. Semantisierte Räume und Raummetaphorik im Minnesang. In: Außen und Innen. Räume und ihre Symbolik im Mittelalter. Hrsg. v. Nikolaus Staubach, Vera Johanterwage. Frankfurt a. M. u. a. 2007 (Tradition – Reform – Innovation 14), S. 25–42.

Credits

Sandra Hofert und Stephanie Mühlenfeld, gemeinsam mit Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt a. M., Juli 2020.