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Ein Märe von der Birne

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Inhaltsangabe "Die halbe Birne" (Pseudo-)Konrads von Würzburg

Als Verfasser des Märes "Die halbe Birne", das vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden ist, kommt Konrad von Würzburg in Betracht. Die Erzählung handelt von einer Prinzessin, die von einem Ritter auf listige Art und Weise mit ihren eigenen Waffen geschlagen wird.

Ein König, der eine Tochter im heiratsfähigen Alter hat, lädt alle Fürsten des Reiches zu einem Turnier ein. Die tapferen Ritter sollen auf dem Turnierplatz um die Hand der Schönen werben. Unter den Edelleuten befindet sich auch Ritter Arnoldt, der für seinen Mut und zahlreiche bereits errungene Siege berühmt ist. Seinem Renommee entsprechend gewinnt er auch an diesem Turniertag alle Kämpfe und erlangt dadurch die Aufmerksamkeit der Königsfamilie. Daraufhin lädt der König ihn zu einem Abendessen ein, in dessen Rahmen sich Arnoldt und die Königstochter kennenlernen sollen.

Als Nachtisch wird den Gästen der königlichen Tafel eine Birne mit etwas Käse kredenzt, wobei alles darauf ausgerichtet ist, dass sich jeweils zwei Sitznachbarn eine Birne teilen. Arnoldt legt jedoch leider keine Tischmanieren an den Tag und verschlingt seine Hälfte der Birne ungeschält in einem einzigen Bissen. Ein gesellschaftlicher Faux-pas, der Arnoldts Sitznachbarin, der Königstochter, nicht verborgen bleibt.

Am darauffolgenden Turniertag mokiert sich die Prinzessin lautstark über jenes Fehlverhalten Arnoldts, als dieser auf dem Platz eintrifft. Er schämt sich für sein Benehmen, beschließt jedoch zeitgleich, sich für die öffentliche Bloßstellung zu rächen. Sein Knappe Heinrich rät ihm, alle Kleider abzulegen und sich in einen Narren zu verwandeln. Mit Asche-verschmiertem Gesicht und nicht wiederzuerkennen, macht er sich auf den Weg zur Kemenate der Königstochter. Die Prinzessin erblickt ihn sofort und erteilt ihrer Zofe die Anweisung, der Narr möge hineingebeten werden. Alle anderen anwesenden Damen werden zu Bett gesandt. Ritter Arnoldt sitzt daraufhin völlig verändert vor der Prinzessin und tut so, als sei er taub und stumm. Das Begehren der Prinzessin wird immer stärker, je länger er halb entblößt vor ihr sitzt, und so veranlasst sie ihre Kammerjungfer Irmengart, das Bett vorzubereiten. Die Lust der Prinzessin entbrennt zwar, Arnoldt ist davon aber wenig beeindruckt und bewegt sich kein Stück von der Stelle. Irmengart kommt der Prinzessin zur Hilfe. Sie legt Arnoldt zwischen die Beine der Königstochter und sorgt dafür, dass der Narr sich bewegt. Bei Tagesanbruch verlässt Arnoldt die Burg und erzählt Heinrich detailliert, was sich in der Nacht zugetragen hat. Der Diener rät ihm, sobald die Prinzessin ihn am nächsten Turniertag erneut demütigen wolle, solle er ihr die Worte entgegnen, die sie in der vergangenen Nacht gerufen habe. Genau so geschieht es daraufhin, und als die Prinzessin bemerkt, dass Ritter Arnoldt und der nächtliche Kemenatenbesucher ein und derselbe sind, erblasst sie vor Scham und sieht nur noch einen Ausweg: Sie muss Ritter Arnoldt zum Mann nehmen.